Aktuelles

„Unser Laden“ in Halberbracht muss vorzeitig schließen

Lokalplus vom 14.09.2017

 

Halberbracht. Das Lebensmittelgeschäft „Unser Laden“ in Halberbracht muss vorzeitig zum 30. September schließen. Damit verlieren die Dorfeinwohner ein Stück Selbstständigkeit. Aber warum fahren viele Kunden lieber in den nahe gelegenen Discounter, statt im eigenen Dorfladen einzukaufen? Betriebsleiterin Dagmar Dittmar spricht auf LokalPlus-Anfrage über die Gründe für die Auflösung von "Unser Laden".                        

 
 
Für die Einwohner von Halberbracht sollte der eigene Dorfladen ein Stück Unabhängigkeit bieten. Aber: „Da der Umsatz seit drei bis vier Jahren schwächer und das Minus zum Jahresende immer größer wird, ist es momentan nicht mehr möglich, das Angebot für die Kunden aus Halberbracht und Umgebung aufrechtzuerhalten", sagt Dittmar. Wirklich nachvollziehen kann sie diese Negativentwicklung nicht. „Bei uns war die Ware nicht viel teurer als im Discounter. Im Dorfladen bekam man ebenso wie im Supermarkt Produkte der Edeka-Marke", sagt sie. Im Jahr 2016 allein seien dem Dorfladen jedoch 5000 Kunden verloren gegangen; zudem sei pro Kopf deutlich weniger gekauft worden.
Dass nun das Lebensmittelgeschäft, das seit 2010 vom Inklusionsunternehmen „INTZeit-Arbeit“ betrieben wird, geschlossen werden muss, sorgt bei den Mitarbeitern für Enttäuschung. Zumal der Dorfladen vor allem mit Leidenschaft und weniger mit Blick auf Gewinn geführt worden sei.
 
Überwiegend ältere Kunden
 
Die Gründe für einen immer schwächeren Zulauf an Kunden seien, dass nur noch Menschen der älteren Generation aus Halberbracht ihren Einkauf im Dorfladen tätigen. „Die jüngeren Einwohner fahren lieber fünf Kilometer weiter zum nahe gelegenen Discounter“, erzählt die Betriebsleiterin. Das sei sehr schade, denn ein zufriedenstellender Umsatz komme nur zustande, wenn Einkäufe mit einem Wert von rund zwanzig Euro getätigt würden. Und dafür reiche der Kauf eines Bechers Sahne eben leider nicht aus, seufzt Dittmar.
 
 
Mit der Eröffnung des Lebensmittelgeschäftes in Halberbracht im Jahr 2010 sei die Idee verwirklicht worden, ein Geschäft zu eröffnen,  in dem Menschen mit Assistenzbedarf intarbeiten. Die Tochtergesellschaft „INTZeit-Arbeit“  des Sozialwerks St. Georg habe dieses Konzept ermöglicht. Das Ziel: zu einer erfolgreichen Integration beitragen. Im Dorfladen in Halberbracht haben zwei Azubis ihre Ausbildung abgeschlossen.
 
Erfolgreiches Kapitel der Ortsgeschichte
 
Eine Person befindet sich derzeit noch in der Ausbildung und soll diese in einem anderen Geschäft des Unternehmens „INTZeit-Arbeit“ fortsetzen. Zwei weitere Geschäfte unter dem Namen „Unser Laden“ betreibt das Unternehmen derzeit in Bad-Berleburg-Berghausen sowie in Bad Berleburg-Dotzlar.
Obwohl der Laden nun vor dem Aus steht, wertet Dittmar die knapp siebeneinhalb Jahre als Erfolg. Das Geschäft sei eine Bereicherung für den Ort gewesen. Besonders für die älteren Kunden, die kein Auto haben, sei das Einkaufen vor Ort ein Vorteil gewesen. „Auch Backwaren und einen Bring-Service haben wir für unsere Kunden angeboten“, erzählt Dittmar. Gutes
 
Arbeitsklima
 
Aber nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Mitarbeiter habe der Laden einige Vorteile zu bieten gehabt. „Im Gegensatz zum Discounter, wo jeder Mitarbeiter Leistung bringen muss, zählte bei uns die vor allem die Gemeinschaft. Insgesamt ist das Arbeitsklima sehr angenehm gewesen, und untereinander gab es einen guten Zusammenhalt“, betont die Betriebsleiterin. Nun müsse jeder Mitarbeiter in einem neuen Umfeld von vorne anfangen. Ihre Angestellten habe sie aber ermutigt, positiv nach vorne zu schauen, denn Veränderungen könnten schließlich aus positiv sein.
 
 
Ein Abverkauf der Waren ist derzeit nicht vorgesehen. Die Produkte sollen auf die beiden anderen Läden in Bad-Berleburg-Berghausen und in Bad Berleburg-Dotzlar verteilt werden. Bis zur Schließung soll der Dorfladen in Halberbracht unter der Woche von 7 bis 14 Uhr geöffnet sein.
 
Ein Artikel von Patricia Korn